Blog von lhs

Viele Menschen haben in den Jahren  2018 und 2019 angefangen, sich für den Klimaschutz zu engagieren. Die Klimabewegung hatte riesige Erfolge. Das Thema kam in unvergleichlicher Weise in die Öffentlichkeit. Kommunen, Länder, sogar die EU und Unternehmen haben sich Klimaziele gesetzt oder diese verschärft. Aber trotz dieser großen Erfolge müssen wir uns bewusst machen, dass dies nur die niedrig hängenden Früchte waren.

Weltrettung in 3 bis 4 Jahren?

Heute, 2023, sind wir in einer anderen Situation. Erst kam Corona, dann der Ukrainekrieg – und die fossile Lobby hat sich formiert und fährt neue große Kampagnen. Auch geht es jetzt nicht mehr darum, Ziele zu fassen, sondern Dinge konkret umzusetzen. Es wird komplex und die sozialen sowie wirtschaftlichen Fragen werden zu echten, dicken Brettern. Insgesamt erleben wir einen ordentlichen fossilen Rückschlag. Viele Aktivist*innen sind müde, es mangelt an Selbstwirksamkeitsgefühlen und die Protestformen werden radikaler.

Bei all dem müssen wir uns auch fragen, wie realistisch eigentlich unsere Erwartungen sind. Haben wir wirklich geglaubt, dass man die Klimawende, von manchen als größte Herausforderung der Menschheit betitelt, in drei bis vier Jahren bewerkstelligen kann? Oder, dass wir zu einem Punkt kommen könnten, an dem wir sagen könnten: „Wir haben es geschafft“? Welche historische Bewegung hat denn einen dermaßen großen Wandel in drei bis vier Jahren bewältigt? Historisch gesehen haben sich viele Menschen ihr halbes oder ganzes Leben für Veränderungen eingesetzt – und konnten häufig die großen Erfolge gar nicht mehr selbst miterleben.

Engagement muss Perspektive haben

Viele von uns sind in den letzten drei Jahren gesprintet. Von Plenum zu Plenum, von Aktion zu Aktion mit einem Wochenstundenpensum, dass bei manchen einem Vollzeitjob glich. Jetzt ist die Zeit, sich für den Langstreckenlauf zu rüsten. Dafür gibt es viele Fragen, die man sich stellen muss und die auch nur jede*r für sich individuell beantworten kann.

Was interessiert mich wirklich? Was bereitet mir genug Freude und gibt mir genug Sinn, dass es die Belastungen aufwiegt? Welche Tätigkeiten kann ich mir wirklich langfristig vorstellen? Was innerhalb und außerhalb des Engagements stärkt mich, um mit den Belastungen umgehen zu können?

Unser Planet, die Erde, hat Belastungsgrenzen, innerhalb derer sie regenerieren kann. Auch Menschen haben diese Grenzen. Was unser Anspruch für die Erde ist, muss auch Anspruch für uns selbst sein. Eines lässt sich auch im Engagement klar sagen: Wenn man nur noch Schwere und oder Stress empfindet beim Gedanken an die Aktionen oder die Kommunikation, reizbar wird gegenüber anderen, ist das ein klares Zeichen, das die aktuelle Engagementstätigkeit keine echte Perspektive hat. Dann ist es an der Zeit, eine Pause zu machen und die Sache zu überdenken, Dinge zu verändern. Engagement sollte den Blick in die Zukunft – auch bezogen auf den eigenen Alltag – nicht dunkler, sondern heller machen.

Sinn durch Support

Natürlich kann Aktivismus nicht immer nur Freude bereiten oder darf in Rosinenpickerei enden. Auch darf die Frage nicht nur lauten, was einen selbst stärkt, sondern muss auch lauten: Was stärkt andere? Klimaschutz ist ein Marathon und es braucht es nicht nur Läufer, es braucht ein ganzes Team – und sei es nur zur täglichen Ermunterung, weiter zu machen. Oder auch für konstruktive Kritik. Keiner ist in diesem Miteinander wichtiger oder weniger wichtig als die oder der andere.

Für eine gesunde Erde braucht es gesunde Menschen

Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde, um es mit Eckart von Hirschhausens Worten zu sagen. Aber genauso gilt: Um die riesigen Herausforderungen zu bewältigen, die Langstrecke zu laufen, eine gesunde Erde zu schaffen, braucht es gesunde Menschen, gesunde Aktivist*innen!

Nachtrag: Auch dieser Text ist kein Solostück, sondern ein zusammenfassendes gedankliches Gemeinschaftswerk, das von anderen Engagierten inspiriert wurde.

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