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Wenn über Kultur und Klima gesprochen wird, geht es meist um die Fragen: Wie kann auch der Kultursektor nachhaltig werden? Wie kann Kultur dazu beitragen, Menschen über die Klimakrise aufzuklären und zum Handeln zu bewegen? Aktuell hat die Kunstinstallation „Gaia“ in der Frauenkirche in Dresden beeindruckend gezeigt, welche Reichweite ein Kunstwerk am richtigen Ort für das Thema Klimaschutz erzeugen kann. Abgesehen von den zwei Klimastreiks im Jahr erreicht wohl keine andere Klima-Veranstaltung in Dresden solche Besucherzahlen – und so ein diverses Publikum.

Menschen brauchen Resilienz

Doch es gibt noch eine andere Verbindung zwischen Kultur und Klima. Längst ist klar, dass es absehbar in dieser Welt nicht weniger Krisen geben wird. Bei der Klimakrise, wie auch der Biodiversitätskrise, ist deutlich, dass das Überwinden gar kein greifbares Ziel mehr ist. Lediglich das Fortschreiten ist noch aufzuhalten. Der logische Schluss ist, dass wir uns auch anpassen müssen. Resilienz ist dabei ein Schlüsselwort, das man aktuell in den unterschiedlichsten Kontexten liest und hört. Es braucht klimaresiliente Baumarten, klimaresiliente Wälder, dürreresiliente Landwirtschaft – und klimaresiliente Städte.

Viel wird dabei über unsere physische Umgebung gesprochen, selten über die Menschen. Was macht Menschen, was macht eine Gesellschaft resilient? Wenn Mediziner, Moderator, Kabarettist und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen über Menschen in der Klimakrise spricht, macht er zunächst eines deutlich: Die körperlichen Anpassungsfähigkeiten sind hart begrenzt. Da gibt es keine Kompromisse und auch nichts zu verhandeln. Wo es aber Spielräume – oder eher Handlungsräume – gibt, ist bei der seelischen Gesundheit und dem sozialen Miteinander.

Kultur für das seelische Gleichgewicht

Eine befreundete Aktivistin und Psychotherapeutin vergleicht seelische Gesundheit gerne mit einer Waage im Gleichgewicht. Die Klimakrise kann diese sehr leicht in Schieflage bringen. Tägliche Katastrophen-Nachrichten, eine raue öffentliche Debatte und kräftezehrende Aktionen mit wenig Aussicht auf schnelle Erfolge belasten engagierte Menschen sehr. Häufig gibt es auch auch Zweifel an Erfolgsaussichten überhaupt. Eine Prämisse des nachhaltigen, langfristigen Aktivismus ist daher Achtsamkeit und die eigenen Grenzen zu kennen. Dazu gehört auch, mal nein zu wichtigen Projekten und Aktionen sagen zu können.

Das ist aber nur der eine Weg, eine Waage im Gleichgewicht zu halten. Und dieser darf nicht der einzige sein, denn wir müssen uns ja der Klimakrise stellen und handeln. Sie kann und wird sich nicht danach richten, wie viel an Herausforderung uns gut tut und wie viel sie uns zumuten darf. Deshalb müssen wir versuchen, neben dem Kräftezehrendem möglichst viel Kraftspendendes in die andere Waagschale zu werfen. Das bietet die Kultur. Konzerte, Tanzen, Literatur, Schauspiel – um nur ein paar Aspekte zu nennen. In Krisen brauchen die Menschen Kultur. Diese bringt die Menschen zusammen und stärkt das soziale Netz.

Kulturförderung ist Krisenfürsorge

Eine klimaanpassende Stadt, die Menschen nicht nur als physisch fühlend, sondern auch als seelisch fühlend begreift, braucht (mehr) Kunst und Kultur – die für alle gesellschaftlichen Schichten zugänglich ist. Auch das gehört in die Nachhaltigkeitsstrategie einer Stadt. Um noch einmal mit Eckart von Hirschhausens Worten zu schließen: „Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde!“ Und um die Erde gesund zu halten, braucht es gesunde Menschen. Dazu können Kunst und Kultur einen wichtigen Beitrag leisten!

Mit klimafreundlichen Grüßen

Louise Hummel-Schröter

2 Kommentare zu “Warum es in der Klimakrise mehr Kunst und Kultur braucht

  1. Danke Louise, für deine gut gewählten Worte.

    Mein Freund Nilsson hatte mich eingeladen, gestern ein paar Worte zu sagen bei der Eröffnung seiner sehenswerten Ausstellung: https://www.geh8.de/werkraum-ausstellung-vernissage-nilsson-samuelsson-und-svea-duwe-kritische-masse/

    Ich bin ihm sehr dankbar für den Perspektivwechsel. Kunst schafft eine produktive emotionale Verbindung zur Klimakrise, die oft bei Nachrichten und wissenschaftlichen Formaten nicht gelingt. So kommen wir leichter zu positiven Zukunftsvisionen.

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