Ein Kommentar von lhs

Heute, am 5. Juni, ist Tag der Umwelt und das internationale Motto dieses Jahr lautet „beat plastic pollution“ – besiege die Plastikverschmutzung.

Das, was mich am Thema am meisten bewegt, ist, dass die Plastikkrise bzw. ihre Lösungen so lange so stark individualisiert wurden. Und das sogar von den großen Umweltorganisationen selbst! „Zehn Tipps, wie Du Plastik im Alltag vermeidest“ und so weiter. Das ist sicher meistens mit bester Intention passiert. Den Menschen sollten konstruktiv Wege aufgezeigt werden, wie sie handeln können, etwas beitragen können, wie sie der Plastikkrise und den verstörenden Bildern z. B. vermüllter Meere nicht hilflos ausgesetzt sind.

Seit Jahrzehnten wird über das Thema aufgeklärt. Das Problembewusstsein ist bei den meisten Menschen bereits da – auch wenn die Dringlichkeit sicher noch nicht alle begriffen haben. Man braucht sicher auch nicht groß um Mehrheiten bei den Menschen für das Ziel zu kämpfen, dass die Welt nicht in Plastik versinken soll.

Dennoch sprechen die Zahlen der weltweiten Plastikproduktion und Vermüllung durch Plastik eine klare Sprache. Es gibt nur einen Trend und der geht steil nach oben! Es ist an der Zeit, anzuerkennen und klarzustellen, dass das Aufzeigen individueller Plastikvermeidungs- oder Plastikreduktionsstrategien im Alltag nicht ansatzweise ausreicht, um der Plastikkrise zu begegnen!

Ich halte nach wie vor Aufklärung (Dringlichkeit!) zusammen mit Konstruktivität und individuellem Empowerment auch in der Plastikkrise für sehr wichtig! Aber die erste (!) Antwort, wenn wir gefragt werden, was man denn selbst im Alltag gegen die Plastikkrise tun kann, darf eben nicht lauten: Kaufe deinen Joghurt im Pfandglas statt im Plastikbecher! Die erste Antwort muss lauten: Engagiere Dich politisch! Werde Mitglied z. B. bei der DUH (Deutsche Umwelthilfe), beim BUND, bei Greenpeace, die sich dadurch mit ihren Expert*innen der Plastikkrise entgegenstellen können!

Wir brauchen möglichst viele unabhängige Fachleute, die sich in diesem komplexen Thema auskennen und sich für klare, gesetzliche Vorgaben für alle Akteure, die Plastikprodukte in den Umlauf bringen, notfalls vor Gerichten, einsetzen. Und wenn man sich nicht mit allen Zielen der Organisationen identifizieren kann, dann kann man wenigstens gezielt für ein Projekt oder eine Kampagne gegen die Plastikvermüllung spenden!

Wir haben selber leider hier so lange auf „die Macht der individuellen Entscheidung am Regal“ gepocht, dass es schwierig ist, nicht so weiter zu machen. Aber natürlich gelten auch hier die Grundsätze „das Eine tun, aber das Andere nicht lassen“ und, dass dicke Bretter von oben und von unten gebohrt werden müssen. Gerade Unverpacktläden, Clean-Ups und Upcycling-Projekte sind weiterhin tolle und wichtige Sachen! Sie leisten Aufklärung, schaffen Erfahrungswerte und Gemeinschaften.

Trotzdem müssen wir diese starke Verbindung „Plastik? Kann ja jeder selbst in seinem Alltag vermeiden“ auflösen, oder zumindest lockern, hin zu einem selbstverständlichen „Plastik? Dafür braucht es gesetzliche Regelungen! Und dafür muss sich jede*r Einzelne selbst mit einsetzen!“.

Mit klimafreundlichen Grüßen
lhs

Weiteres zum Thema:
Pressemitteilung der Parents for Future Germany zum Tag der Umwelt/zur Plastikkrise
Aktion der DUH für kommunale Verpackungssteuern
– Artikel vom 30.05.23 auf FOCUS online: UN-Konferenz gegen Plastikmüll: Wer setzt sich durch?

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