Am Samstag beteiligten sich hunderte Menschen in Dresden an der Demonstration zum „Solidarischen Herbst“. Aufgerufen hatte bundesweit in sechs Städten ein Bündnis aus Gerwerkschaften, Sozial- und Umweltverbänden. Die Demonstrierenden forderten unter anderem zielgerichtete Entlastungen wie einen Mietenstopp, ein höheres Bürgergeld, Soforthilfen, eine bezahlbare Nachfolge für das 9-Euro-Ticket und einen Schutzschirm für die Daseinsvorsorge. Gleichzeitig forderten sie einen Schub für die erneuerbaren Energien sowie dauerhafte Energieeinsparungen und Gebäudesanierungen. Nach der Auftaktkundgebung am goldenen Reiter bewegte sich der Demonstrationszug über die Albertbrücke durch die Innenstadt zum Theaterplatz.

Hier sind die Botschaften von Aufrufenden und Unterstützer*innen:

Ungebetene Gäste

Zur Eröffnung der Demonstration wies Stephanie Maier, politische Geschäftsführerin des BUND Sachsen als Organisator der Demo, darauf hin, dass Rechte und Demokratiefeinde auf dieser Veranstaltung nicht wilkommen seien. Trotzdem fanden sich vereinzelte Personen ein. Gegen Ende der Auftaktkundgebung bekundete der Moderator, dass er verfassungsfeindliche Symbole gesehen habe, aber es natürlich schwierig sei, einzelne Menschen aus der Kundgebung zu drängen.

Auch wurden durch Einzelpersonen der „Friedensinitiative Dresden“ Zettel verteilt, die unter anderem ein Ende der Sanktionspolitik fordert, energetische und soziale Sicherheit durch eine souveräne Außen- und Verteidigungspolitik, die die Interessen der deutschen Bevölkerung verwirklicht und dass es gemeinsam mit anderen Regierungen in Europa und Asien gelingen müsse, die miteinander kämpfenden Seiten zu Verhandlungen zu drängen.

Ebenfalls waren zu Klimaschutzaussagen einzelne Buh-Rufe zu vernehmen. Trotzdem verlief die Demonstration ingesamt ruhig und ohne Zwischenfälle.

Mangelnde Beteiligung

Ein nicht von der Hand zu weisender Fakt der Demonstration war aber, dass statt den angemeldeten 5000 Personen deutlich unter tausend Menschen dem Aufruf folgten. Was sich bereits auf einer Demonstration in Leipzig in der Vorwoche unter ähnlichem Motto gezeigt hatte – statt angemeldeten 10.000 Personen ca. 1500 – setze sich unweigerlich in Dresden fort.

Dies hinterlässt viele Fragen: Lag es wirklich am Wetter, das sich am Vormittag regnerisch zeigte? Lag es an einem ungünstigen Zeitpunkt, samstags um 12 Uhr mittags? Ist ein Dynamo-Spiel am Nachmittag wirklich eine Entschuldigung für die Menschen, nicht für Solidarität, Soziales und Klimaschutz auf die Straße zu gehen? Sind die Menschen noch immer (Demo-)müde und haben noch immer Zerstreuungs-Aufholbedarfe nach den Corona-Einschränkungen? War die Botschaft der Demonstration – „Solidarität“ – vielleicht nicht scharf genug, weil zu selbstverständlich?

Auf jeden Fall bedeutet die Organisation einer Demonstration wie dieser großen Aufwand, menschlich sowie auch finanziell, und eine Aufarbeitung der geringen Teilnahme wäre schon eine Frage von gesellschaftlichem Interesse.

Nur, wie soll man mit Menschen über Gründe sprechen, wenn diese gar nicht anwesend sind?

Bericht von lhs

Weitere Impressionen des „Solidarischen Herbsts“ in Dresden:

Ein Kommentar zu “Demo „Solidarischer Herbst“ in Dresden

  1. Hallo! Erstmal vielen Dank für Euer Engagement und diese wichtige Demo. Ich wollte auch kommen, war aber Freitag krank geworden. Verfolge immer wo welche Proteste u Demos statt finden, selten kann ich aus beruflichen o familiären Gründen teilnehmen. Es ist schwierig, gerade von Armut Betroffene, die sich eine Anreise zB nicht leisten können, auf diese Demos zu bekommen.
    Gleichzeitig macht einem das Gefühl der Ignoranz von Seiten der Politik solcher anständigen Demos (ohne Faschisten o Querdenker) auch traurig.
    Trotzdem hoffe ich weiter ihr könnt wachsen u weiter machen – als Gegenpart u Demokratie-Freunde vielleicht mehr Zulauf finden.
    LG Sandra K.

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