Am Samstag Nachmittag bekundeten Aktivist*innen von Fridays For Future Dresden ihre Solidarität für Lützerath. Ein Banner an der Carolabrücke mit der Aufschrift „1,5 Grad heißt Lützerath bleibt“ machte auf das rheinländische Dorf Lützerath aufmerksam, das dem von RWE betriebenen Braunkohle-Tagebau Garzweiler weichen soll.

Abbaggerung nicht in Gesetz gegossen

Vor kurzem hatte die NRW-Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Grüne) eine Vereinbarung mit RWE verkündet, welcher zufolge RWE den Kohleausstieg auf 2030 vorziehen will, dafür aber der Ort Lützerath abgebaggert werden soll. Zwar wertet Fridays For Future den Ausstieg 2030 als Erfolg, trotzdem sei die Restfördermenge an Kohle zu hoch.

„Wir wollen, dass die Kohle unter Lützerath im Boden bleibt, weil wir wollen dass Deutschland sein 1,5-Grad-kompatibles Emissionsbudget einhält. Beides, dass Deutschland sein Budget einhält und Lützerath abgebaggert wird, geht nicht“, so Simon Hoba von Fridays For Future Dresden. „Wir müssen jetzt alles daran setzen, dass dieser Hinterzimmerdeal nicht so ausgeführt werden darf wie geplant.“

Noch immer gäbe es die Möglichkeit eines Räumungsmoratoriums für Lützerath, die Abbaggerung sei kein Gesetz, so Hoba. Deswegen sei es wichtig, Aufmerksamkeit auf Lützerath zu lenken. „Selbst heute sehen wir wieder, dass viele Leute an der Aktion vorbeikommen und uns fragen, was Lützerath überhaupt ist.“

Kein Symbolaktivismus

Dabei sei es für Hoba wichtig, dass den Menschen, aber auch medial deutlich würde, dass Lützerath mehr als ein Symbol- oder Pilgerort für Klimaaktivist*innen sei. Entscheidend sei die tatsächliche Menge Kohle unter Lützerath. „Dort wird entschieden, ob wir 1,5 Grad einhalten können. Dort spielt sich sozusagen die Frontlinie des Klimaschutzes ab.“

Zwar seien inzwischen alle Einwohner*innen aus Lützerath weggezogen, leer sei der Ort aber trotzdem nicht. „In Lützerath hat sich eine Gemeinschaft aufgebaut, die zusammenhält, die weitermachen will und die nicht einfach so zulassen will, dass Deutschland als eines der reichsten Länder der Welt jetzt schon sein 1,5-Grad-Budget bricht“, macht Hoba deutlich. Es gelte, den Aktivist*innen vor Ort jetzt Hoffnung zu geben.

Die Aktion in Dresden war Teil eines dezentralen Aktionstages als Vorbereitung einer großen Demonstration in Lützerath am 12. November.

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Besuch der Weltklimakonferenz

Auch hat der Dresdner Klimaaktivist Simon Hoba von Fridays For Future geplant, die am Sonntag beginnende COP 27 in Ägypten zu besuchen.

Die letztjährige Konferenz in Glasgow habe er mit gemischten Gefühlen verlassen. Frustriert habe es ihn, dass sich dort Politiker*innen zu häufig mit fossilen Lobbyisten zusammengesetzt hätten und dies die Entscheidungen am Ende völlig verwässert habe.

Andererseits habe ihm die große Menge an Aktivist*innen und Zivilgesellschaft vor Ort Mut gemacht, die in zwei großen Demonstrationen gefordert habe, die nächste Konferenz nicht wieder zum Greenwashing werden zu lassen. „Das ist genau das, wieso ich auch dieses Jahr auf der COP sein werde.“

Aber auch die Vernetzungsmöglichkeiten der Klimabewegung auf der COP seien für ihn sehr wichtig, insbesondere der Austausch von Aktivist*innen des globalen Südens mit denen des globalen Nordens. „Wir haben zum Beispiel bewegt, dass bei den Reden auf dem letzten großen Streik eben nicht nur die „normalen“ Aktivist*innen des globalen Nordens, sondern auch ganz viele indigene Bevölkerungsgruppen zu Wort kamen. Leute, die wirklich die Frontlinie erleben, sei es in Afrika, sei es in Südamerika oder anderswo.“

Den Glauben an die Klimakonferenz möchte er noch nicht aufgeben. „Natürlich ist da immer noch die Hoffnung, dass dieses Mal der Wendepunkt kommt und konkrete Maßnahmen beschlossen werden, die uns zu 1,5 Grad oder zumindest auf den Weg bringen. Aber davon kann man leider nach den letzten Jahren nicht mehr ausgehen. Von daher müssen wir darauf bauen, dass die Vernetzung unter uns in der Klimaszene besser wird. Außerdem müssen wir auf der COP Gespräche mit Politiker*innen und Leuten aus der Wirtschaft suchen, um ihnen zu zeigen, dass es eine wirklich große Menge an Jugendlichen ist, die sich um ihre Zukunft sorgt, aufgrund der Entscheidungen, die sie gerade gerade treffen.“

Darüber hinaus ist es Hoba ein zentrales Anliegen, auf die Verantwortlichen zuzugehen und diese auf die Fragwürdigkeit einer Weltklimakonferenz in Ägypten hinzuweisen, einem Land mit inhaftierten Aktivist*innen für Menschenrechte, Frauenrechte oder auch fürs Klima.

Bericht von lhs

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